Präventions-Gedanke nicht in Köpfen verankert
Die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS) bringt es auf den Punkt: Die meisten Deutschen fühlen sich gesund, obwohl dieselbe Studie bei vielen Menschen Anzeichen so genannter Zivilisationskrankheiten registriert. Auch Infektionskrankheiten werden oftmals unterschätzt. Trotz der Möglichkeit, sich beispielsweise gegen Masern oder Keuchhusten impfen zu lassen, wird dies von Erwachsenen oft nicht genutzt. Viele wissen nicht einmal, wo der eigene Impfpass liegt oder ob sie die Krankheit als Kind durchgemacht haben.
Meister im Verdrängen
Mit ihren Kindern gehen Erwachsene zu allen U-Untersuchungen - hier wird Prävention für sehr wichtig gehalten. Im Erwachsenen-Alter hingegen werden Vorsorge-Untersuchungen nicht mehr so ernst genommen. Viele Menschen sind Meister im Verdrängen. Die Herzstiche beim Treppensteigen etwa werden lange ignoriert. Ein Arzt wird erst aufgesucht, wenn aus den Stichen Schmerzen werden. Eine ernsthafte Herzerkrankung kann die Ursache sein. Frühzeitig entdeckt, hätte dies vermieden werden können. Denn die heutige Medizin bietet viele Möglichkeiten, Krankheiten vorzubeugen und mit gezielter Prävention lässt sich viel erreichen. Durch eine gesundheitsbewusste Lebensführung lassen sich viele „Zivilisationskrankheiten“ wie Rückenschmerzen oder Typ-2-Diabetes vermeiden.
Impfprophylaxe vernachlässigt
Neben hausgemachten Risiken wie falsche Ernährung und Bewegungsmangel gibt es weitere Gesundheitsgefahren, die ebenfalls häufig unterschätzt werden. Stichwort Impfprophylaxe. In Deutschland bestehen große Impflücken, auch das hat die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland gezeigt. In der Altersgruppe der 30- bis 39jährigen besitzen beispielsweise nur knapp 50 Prozent einen wirksamen Schutz gegen Masern, und in punkto Mumps sieht es noch schlechter aus.
Impflücken führen dazu, dass zunehmend Erwachsene an hoch ansteckenden, so genannten „Kinderkrankheiten“ wie Masern und Mumps erkranken. Während diese Infektionen bei Kindern meist glimpflich ablaufen, besteht bei Erwachsenen eine erhöhte Gefahr schwerer Komplikationen. Was fast niemand weiß: Masernviren können das Gehirn befallen und dort eine lebensbedrohliche Entzündung hervorrufen. Mumpsviren können bei Männern zu einer Hodenentzündung mit dauerhafter Unfruchtbarkeit als möglicher Folge führen. Auch Röteln können mit schwerwiegenden Komplikationen einhergehen. Diese Erkrankung ist besonders für das ungeborene Kind gefährlich, wenn eine Schwangere daran erkrankt.
Kostenfreie Angebote nutzen
Früher wurde die Medizin als eine Art Reparaturbetrieb wahrgenommen. Jetzt findet ein Umdenken in der Gesellschaft statt. Immer mehr Mediziner sowie auch die politisch Verantwortlichen und die Kostenträger wollen der Prävention mehr Bedeutung geben. Der Check-up 35 beispielsweise ist ein Präventionsangebot der gesetzlichen Krankenkassen. Die Präventionsleistung ist kostenlos und steht Patienten ab dem Alter von 35 Jahren alle zwei Jahre zu. Beim Check-up 35 geht es darum, häufig auftretende Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Nierenerkrankungen bzw. deren Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen. Die Teilnahme an diesem kostenlosen Präventionsprogramm ist allerdings bislang sehr zurückhaltend und liegt nur bei etwas über 20 Prozent.
Impfpass-Check im Rahmen des Check-up 35 möglich
Seit jeher unstrittig ist der große gesundheitspräventive Nutzen der Impfprophylaxe gegen häufige Infektionskrankheiten. Daher ist auch ein Impfpass-Check Bestandteil des Checkup 35. Die Kosten für die Nachhol- oder Auffrisch-Impfungen werden in der Regel von den Kassen übernommen. Das gilt für alle Impfungen, die die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt. Das ist zum Beispiel bei Masern der Fall. Erwachsene mit fehlendem, unzureichendem oder ungewissem Schutz sollten sich laut STIKO unbedingt gegen Masern impfen lassen, wobei heute eine Dreifach-Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln erfolgt. Daher sollte man unbedingt seinen Impfpass zum Check-up mitbringen.
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